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1331. Oktober 27. Brünn.

in vig. Sym. et Jude.

Heinrich, Notar des Königs Johann von Böhmen, berichtet dem Abte von Königssaal, Peter (von Zittau), der König sei nach seinem Weggang von Prag am zehnten Tage (24. oder 25. September) in Breslau angelangt, wo er innerhalb weniger Tage von Christen und Juden über 12000 Mk. erpresste, die er seinen Söldnern überwies. Nach Zusammenraffung eines grossen Heeres begab sich der König unter Mitnahme von vier zu Breslau empfangenen Kriegsmaschinen nach Glogau, welche Stadt er zu Erbrecht erhielt und von ihr die Unterthänigkeit empfing (cf. ob. Oktober 2). Der Glogauer Herzog Bribko (Primko von Glogau) war nämlich in diesem Jahre ohne Erben gestorben († Januar 11, vgl. Grotefend, Stammtafeln) und hatte sich zu seinen Lebzeiten mit seinem Lande dem König als Vasall unterworfen und dadurch fiel sein Land zu Recht an den König. (Hier berichtet der königliche Notar etwas Falsches; Pribko hatte sich nie dem König als Vasall unterworfen, vgl. Caro, Gesch. Polens II, 164, und Grünhagen, Gesch. Schlesiens I, 145.) Von Glogau aus rückte dann der König mit 700 Helmen vor Posen und belagerte diese Stadt sechs Tage lang, bis eine polnische Botschaft einen Waffenstillstand zwischen beiden Königen auf einen Monat veranlasste, worauf König Johann all sein Belagerungsgeschütz und Heerlager zurückliess und sich durch Mähren an die ungarische Grenze zu einer Besprechung mit König Karl Robert von Ungarn begab, weil dieser seinem Schwiegervater Lotkutko, König von Krakau, zu Hülfe zu kommen beabsichtigte.

Abgedr. i. Chron. Aulae Regiae in Fontes rer. Austr. VIII ed. Loserth 484 u. Fontes rer. Bohem. ed. Emler IV, 307/8. Aus dem Rechnungsbuch der St. Breslau (ed. Grünhagen i. Cod. dipl. Sil. III, 58) für d. J. 1331 seien hervorgehoben Ehrungen für den König, seine Söhne (Karl u. Johann Heinrich) und für seine anderen Freunde, für den Herrn Bischof (Grünh. a. a. O. bezieht dies auf Bischof Nanker von Breslau, man könnte auch an Bischof Withego von Meissen denken, vgl. Oktober 2), für die Fürsten und übrigen Edlen an Wein, Fischen, Pferdefutter etc., Ausgaben für Reisen nach Kalisch des Markgrafen Karl wegen, nach Schweidnitz zum König, nach Kanth, Liegnitz und anderen Orten behufs Besprechung, nach Prag, für zwei von Thilo gemachte Reisen, für die Kanzlei des Königs, für die Kosten des Aufenthalts des Königs in Schweidnitz und dessen dreimalige Pfandauslösung sowie Ausgaben für den Herzog (Heinrich) von Jauer, für Sendung von Boten zum König Johann nach Krakau etc.


Codex Diplomaticus Silesiae, Bd. 22, 1903; Regesten zur schlesischen Geschichte, 1327 - 1333. Herausgegeben von C. Grünhagen und C. Wutke.